Beschäftigungsreformen rufen Hoffnungen, aber auch Befürchtungen in der Bevölkerung hervor
Neues Deutschland vom 08.10.2010
Der von Staats- und Regierungschef Raúl Castro seit zwei Jahren verkündete Kurswechsel in der Beschäftigungspolitik wird in Kuba vielerorts diskutiert. Die Ankündigung des kubanischen Gewerkschaftsverbandes CTC, dass bis zum 1. April kommenden Jahres 500 000 Staatsangestellte ihren Arbeitsplatz verlieren, hat der Diskussionen verständlicherweise neue Nahrung gegeben.
Ana Maria, seit zehn Jahren Köchin in einem staatlichen Gästehaus, macht sich Sorgen: »Wie soll ich künftig meine laufenden Telefon- und Stromrechnungen bezahlen?« Der Hintergrund ihrer Besorgnis: Kubas großes Experiment mit dem Arbeitsmarkt ist angelaufen. Im August wurden in der Nationalversammlung verschiedene Arbeitsgesetze vorbereitet. Seit dem 1. Oktober sind die neuen Maßnahmen wirksam. Ihre sozialen Folgen, das genaue Ausmaß und die konkreten Abläufe kann niemand vorhersehen, sie stellen ein Novum in der sozialistischen Republik dar.
Die 43-Jährige Köchin gesteht, dass sie seit Bekanntwerden der Pläne pünktlicher zur Arbeit kommt und mehr Avocados schält als je zuvor. »Das Essen wird so gut schmecken, dass mich einfach niemand entlassen kann«, fügt sie mit wiedergewonnenem Selbstvertrauen hinzu.